Gesangverein 1844 e.V. Langenhain

Ganz alleine für sich - mit allen - die Chorprobe via Internet

zwo, drei und…“Yes you gotta le______t love….“ Stutz. Ja, wo sind denn die Stimmen, ich höre ja nur mich selbst. Ist das komisch. Ich singe doch in einem Chor oder? Ja, das war die wichtigste Erfahrung in unserer „1. Chorstunde-Video-Konferenz“. Ich singe alleine und trotzdem mit allen anderen Chorsänger*innen.

Was bei einer „normalen“ Video-Konferenz“ nicht auffällt, bei einer Chorstunde ist es verheerend. Zehn Millisekunden Verzögerung - im besten Fall - manchmal etwas mehr. Daraus entsteht ein Stimmengewirr, das für mächtigen Frust sorgt. Bekanntlich ist ja das wichtigste im Chorgesang, ungefähr zur selben Zeit einatmen, aber auf die Millisekunde genau tönend ausatmen, dann ist die Chance, dass es gut klingt, sehr hoch. Dank der hervorragenden Vorbereitung von Chorleiter und Vizechorleiterin blieb uns das Stimmengewirr erspart. Sie hatten es vorher probiert und etwas anderes entwickelt.

Das ging so: Die Probe selbst waren im Prinzip Stimmlagenproben, also die einzelnen Stimmlagen je für sich, je ca. 45 Minuten. Dadurch ist die Anzahl der Sänger*innen überschaubarer. Wenn das Video angeschaltet wird kann ich die Sänger*innenkollegen*innen aus meiner Stimmlage sehen, also auch ihre Mundbewegungen. Den Chorleiter habe ich in meinem Kopfhörer auf dem linken Ohr mit „meiner“ Stimme und auf dem rechten Ohr „tutti“. Also Klavier plus alle anderen Stimmen.

Naja und dann eben mich selbst. Ganz alleine - nicht in der Badewanne - am Bildschirm. Sehr spooky das alles. Entschuldigung, aber einfach geil!!!

Und als Bonbon blendet der Chorleiter noch die Noten ein und zeigt mit dem Cursor auf die Stellen, an denen es etwas zu beachten gibt oder auch: wo sind wir gerade? Multitasking ist gar nichts für ihn, weil er auch noch im richtigen Moment alle Mikros ausschaltet und rechtzeitig - für Fragen - wieder einschaltet. Hut ab!!!

Und, bringt es das? Aber sowas von. Wann hat man als Chorsänger*in schon mal die Chance, für sich in der Gemeinschaft auf Distanz zu singen und den Chorleiter praktisch für sich alleine zu haben. Stimmlich gesehen. Klar, das Klavier klingt noch etwas blechern und wir müssen lernen, darauf zu achten, wer in der Fragerunde gerade etwas sagt. Durcheinanderreden mit Mikro ist furchtbar. Hat jeder schon mal erlebt, wenn in einer Talkshow alle durcheinanderreden. Der Effekt: keiner versteht mehr irgendwas.

Außerdem, während der „technischen Probe“, also dem Test, ob’s bei allen klappt, die Gesichter und die Stimmen wieder zu sehen, zu hören. Zu scherzen und Neuigkeiten zu hören - einfach schön. Der eine mit einem Bier, die andere mit einem Wein, einer oder eine ist noch gar nicht zu sehen: wer ist das denn? Der/die andere nur mit einem von der Software kreierten Kürzel „BB“. Oh ist Brigitte Bardot auch dabei?

Und noch was, je nach dem, was die Kamera so alles einfängt, gibt es einen Blick ins Wohnzimmer oder ins Arbeitszimmer oder…Auch ganz besonders.

Und dann, nach der Chorprobe. hier ein paar Stimme im Anschluss in unserem „Chor-Chat“:
„Hallo ihr alle, wir hatten im Sopran eine tolle Probe! Hat super Spaß gemacht. Schön euch alle zu sehen und zu hören. sonnige Grüße an alle und heute Abend gab es wieder den Beweis „Singen macht glücklich“. Danke für die Vorbereitung und Durchführung. Ihr seid toll!!!! Sonnige Ostergrüsse, S.“ oder „War ne gute Idee, mit der virtuellen Chorprobe hat Spass gemacht , danke 😀“, „Ja, große Klasse!!! 😃 vielen Dank! Hat gut getan und Spaß gemacht“
Das ging so bis gegen 23:00 Uhr.

Wir machen auf jeden Fall so weiter und sind gespannt, wie die Auswirkung sein wird, wenn wir wieder zusammen proben dürfen, was wir hoffentlich bald wieder dürfen.


(Hans-J. Brandes)