Akkordeon-Orchester Langenhain e.V.

Jubilaren-Ehrung 2013

Ein vererbtes Hobby

Wenn der Mann Akkordeon spielt, guckt seine Frau den FC Bayern

Nicht gerade trendy, aber nicht totzukriegen. Etwa 160 Mitglieder hat der Langenhainer Verein, im Akkordeon-Orchester spielen aktiv etwa 30 Musiker. Zwar könnten es ruhig ein paar mehr junge Leute sein, aber alljährlich werden fetzige Konzerte mit einem abwechslungsreichen Programm auf die Beine gestellt.

Sie nennen es Ziehharmonika, Quetschkommode oder Schifferklavier. „Das ist schon ein bisschen abschätzig“, findet Hans Herbert Schaller, „aber wir haben damit kein Problem“. Der richtige Name lautet nämlich Akkordeon. Ein traditionsreiches Instrument aus der Familie der selbstklingenden Aerophone, erstmals gebaut vor rund 200 Jahren. Darum dreht sich alles beim Akkordeon-Orchester Langenhain, einem Verein, den es schon seit mehr als 70 Jahren gibt. Schaller ist Vorstandsmitglied und spielt Akkordeon seit mittlerweile 55 Jahren. Familiär geht es zu im Verein, viele sind miteinander verwandt, und sei es in zweiter oder dritter Linie. Und genau wie Hans Herbert Schaller 1958 von seiner Mutter im Orchester angemeldet wurde, ist auch Sohn Carsten (43) aktives Mitglied. Seit einem Jahr versucht sich sogar der acht Jahre alte Enkel Adrian an dem wuchtigen Gerät. Drei Generationen Schaller, das ist typisch für den 160 Mitglieder starken Verein. Jeden Mittwoch trifft man sich im Übungsraum in der Wilhelm-Busch-Halle, dann wird geprobt. „Bei uns heißt das: Wir gehen in die Musikstunde“, unterstreicht Schaller den familiären Charakter des Termins, „ganz wie früher, als wir noch Schüler waren“.

Um die 40 Jahre

Insgesamt sind sie 30 Musiker im Orchester, ihr Durchschnittsalter liegt bei guten 40 Jahren. „Der Nachwuchs könnte stärker vertreten sein, Akkordeonspielen liegt nicht gerade im Trend“, weiß der Vereinsvorsitzende Sven Schnabel, „die Jugend spielt lieber Gitarre oder Keyboard.“ Denn es dauert seine Zeit, bis man aus dem Handzuginstrument die ersten kontrollierten Töne hervorbringt. „Sie müssen mit linker und rechter Hand unabhängig voneinander spielen, dazu kommt das Auf- und Zuziehen“ des Luftbalgs, schildert der Clubchef die wichtigsten Aspekte. „Vier bis fünf Jahre braucht es schon, bevor man im Jugendorchester mithalten kann.“ Außerdem wiegt ein Akkordeon, je nach Größe und Ausstattung, 11 bis 14 Kilo und ist auch nicht eben billig. „Das fängt bei 600 Euro an“, weiß Schnabel. Die meisten Instrumente der Langenhainer Orchesterspieler übersteigen leicht den Wert von 8000 Euro und werden entsprechend sorgsam gehütet.

Dann schnallen die Schallers und Schnabel sich ihre Instrumente um und machen sich bereit. „In the Mood“, „Tiger Rag“ und einen Auszug aus der „West Side Story“ gibt das Orchester zum Besten. Auch nach all den Jahren ist volle Konzentration angesagt, die Blicke wechseln vom Notenblatt zu Dirigent Manfred Klepper und zurück.

Die musikalische Bandbreite ist beachtlich bei den Akkordeon-Musikern im Bergdorf, sie reicht von klassischen Stücken über Jazz bis hin zu modernen, populären Titeln.
Das ist wichtig, denn der Verein präsentiert sein Orchester häufig, und er muss es auch. Im Jahr kostet die Mitgliedschaft gerade mal 15 Euro. „Das ist nicht viel“, weiß Hans Herbert Schaller, „nur mit Beiträgen wäre der Verein tot.“ Es gibt ein Vereinsleben neben der Musik. Fahrten und Workshops sind im Angebot, jedes Jahr am 1. Mai findet der sogenannte Grenzgang statt, bei dem die gesamte Langenhainer Gemarkung von knapp sieben Kilometern abgelaufen wird. „Die Mischung muss stimmen“, ist Schaller und dem Vorstand bewusst. Herzstück bleibt dennoch das Orchester, das im Jahr diverse Auftritte hat und Konzerte gibt. Die klamme Kasse will gefüllt werden. Vorbereitungen laufen bereits für das traditionelle Herbstkonzert, folgen werden Einlagen beim Weihnachtsball des Vereinsrings und natürlich dem Faschingsklassiker in Langenhain, dem Rennewämsball.

Es ist die Leidenschaft am gemeinsamen Musizieren, die das Akkordeon-Orchester Langenhain schon so lange zusammenhält. „Der Mittwochstermin ist gesetzt“, steht für Hans Herbert Schaller fest. Das freut auch seine Gattin Roswitha, die völlig familienuntypisch nicht Akkordeon spielt. Ehemann Schaller: „Sie ist Bayern-Fan und kann mittwochs in Ruhe Fußball gucken“.

Ehre, wem Ehre gebührt:

Sie feiern in diesem Jahr runde Jubiläen im Akkordeon-Orchester Langenhain und erhielten deshalb vom Ersten Vorsitzenden Sven Schnabel Urkunden als Auszeichnung für ihre Treue: Alfred Heuß (60 Jahre); Hans Herbert Schaller (55); Hans-Jürgen Heuß, Gerhard Thümmler, Jürgen Wassum (50); Anna Heislitz, Günther Otto, Doris Reichert, Wilhelm Rübsamen, Marisa Sattler, Rosemarie Vöge (40); Christine Gintner (30); Miriam Amlung, Angelika und Sascha Backes, Annemarie Kattin, Manfred Kliss, Johannes Nothdurft und Karsten Wassum (30).


(Jens Peter Krull)

Jubilaren-Ehrung 2013 des Akkordeon-Orchesters Langenhain e.V.

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