Begriffe rund um die Langenhainer Kerb - nicht immer ganz ernst zu nehmen!


Äppelwoi, der Apfelwein. Das Stöffche, oder in moderner Ausdrucksweise auch Äppler genannt, gehört natürlich traditionell zur Langenhainer Kerb. In früheren Zeiten ausschließlich das alkoholische Langgetränk für die Kerbeborsch. Man konnte ihn im Gegensatz zum Bier selbst herstellen (keltern) und sogar der Rohstoff wuchs rund um das Dorf in rauhen Mengen. In schlechten Zeiten, z.B. kurz nach dem Ende des zweiten Weltkriegs, nahmen die Kerbeborsch so manch Abenteuer auf sich, um entweder an den fertigen Äppelwoi oder aber an die Äpfel heranzukommen. Aber auch später ließen sich die jungen Leute zu diesem Thema immer wieder neues einfallen (siehe auch Anekdoten).

Anekdoten = Geschichtchen und Geschichten rund um die Langenhainer Kerb. Werden meist mündlich weitergegeben, sind aber auch Bestandteil der Chronik à und künden von Erlebnissen, Abenteuern und Herzensleid, aber auch von Peinlichkeiten manch eines Kerbeborsch, -mädchens oder Mitbürgers. Einer der letztgenannten musste schmerzlich erfahren, dass er seine bereits bezahlten Äpfel von einigen Kerbeborsch nochmals verkauft bekam. Als Langenhainer Wirt war er allerdings zunächst äußerst glücklich, dass er noch soviel "zusätzliche Säcke voller Kelter-Äppel" zukaufen konnte. Ein kleiner Trost blieb ihm: Das eingenommene Geld wurde wieder umgehend an seiner Theke in Flüssiges umgesetzt.

Baum = der Kerbebaum wird von den Kerbeborsch im Wald gefällt und mit Traktor, Baum- und Mannschaftswagen durch Langenhain zum Kerbeplatz gebracht. Das Aufstellen des Kerbebaums ist der Auftakt zur Kerb. Manch Kerbebaum wurde schon Opfer der Streiche anderer Kerbegesellschaften. Fast ein richtiger Wettbewerb ist der Versuch den Baum zu Fällen oder, wenn dies durch Präventivmaßnahmen (Eisen o.ä.) verhindert wurde, die Rinde zu entfernen, sodass der Baum "untenherum nackt da steht". Einmal nach einem missglückten Versuch - der Kerbebaum wurde angesägt, aber die Missetäter auf frischer Tat ertappt - musste, um ein Kippen des Baumes auf die Turnhalle zu vermeiden, sozusagen notoperiert werden. Der Baum wird in traditioneller Weise bei der großen Hammelverlosung als 2. Preis verlost.

Borschen, das ... , von Borsch (der Bursche). Ein Ritual bei den Kerbeborsch um die Trinkfestigkeit der neu hinzu gekommenen zu testen und somit sehr feucht für die Betroffenen. Eine nicht zu umgehende Pflicht bis in die achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Wurde erst mit Gründung der Kerbegesellschaft als eingetragener Verein zur Freiwilligkeit umgekehrt. Das B. wurde immer am Freitag vor dem Kerbewochenende unter Ausschluss der Öffentlichkeit (auch die Kerbemädchen waren nicht zugelassen) durchgeführt.

Chronik, die ..., ursprünglich mehr Kassen- als Protokollbuch. Nach dem Krieg wurden mit der Zeit auch Geschichten, lustige Erlebnisse an und um die Kerb, sowie wichtige Begebenheiten, u.U. auch außerhalb der Kerbezeit, eingeschrieben (siehe Anekdoten). Leider fand das Führen der Chronik durch den jeweils gewählten Schriftführer in den achziger Jahren des gerade vergangenen Jahrhunderts ein jähes Ende.

Dott, die ... , Langenhainer Dialekt für "Tüte". Spitzname eines älteren ortsbekannten Langenhainer Kerbeborsch, der es in seinen aktiven Kerbejahren sogar zum Kerbevadder à gebracht hatte. Bekam sein Spitzname bereits als Jugendlicher durch den Ausruf: "Gebb mer mei Dott widder !"

Eiersammeln, das ..., wie das meiste mit der Kerb zusammenhängende als traditionell zu bezeichnen. Die Kerbeborsch gehen nach durchzechter Nacht von Sonntag auf Kerbemontag durch den Ort und sammeln Eier. Vorher hatte man bereits die "Kerb aufgezogen" (siehe Kerbaufziehen), Kaffee getrunken und Quetschekuche à gegessen sowie die Kerbemädchen ins Bett gebracht. Wer die Zeit fand, konnte sich noch umziehen und frisch machen, bevor es zum Gickelklauen (für den Gickelschlag à) ging. So sollte es halt sein; der Hahn wurde geklaut und anschließend u.a. auch bei dem unfreiwilligen Spender noch um Eier gebeten. Die Eier wurden in Zeiten der Langenhainer Saalkerb Montagsmittags von der jeweiligen Wirtin der Turnhalle zubereitet und den hungrigen Kerbeborsch serviert. Es seien in diesem Zusammenhang stellvertretend für alle weiteren Wirtinnen die Siska-Oma, Mutter des Turnhallenpächters Karl Degener (bis 1961) und die Winholds-Mutter, Pächterin der Turnhalle von 1962 bis 1972, erwähnt.

Fahrräder; hier die mit Bändern bunt geschmückten Räder, mit welchen ein Teil der Kerbemädchen den Kerbeumzug verschönern. Bis Anfang der 60er-Jahre wurde das Amt der Radfahrer à ausschließlich von den Kerbeborsch besetzt. Früher hatte man im Gegensatz zu heute keinen Mangel an jungen Männern, die bei den Kerbeborsch mitmachten und so konnten alle traditionellen Posten ohne Probleme belegt werden. Als die Anzahl der Kerbeborsch von noch stolzen 27 im Jahre 1960 auf gerade mal 14 in 1962 sank, wurden zum ersten Mal die Damen als Radfahrerinnen in der Chronik erwähnt. Dies wurde dann so beibehalten, auch wenn die Jahrgänge wieder stärker wurden.

Gickelschlag, der ..., ein traditioneller Part des früheren Kerbemontag-Umzugs, welcher am Waller Eck (Ecke Wallauer Straße / Martin-Luther-Straße) durchgeführt wurde. Heute ist er Bestandteil des großen samstäglichen Kerbeumzugs und wird nach wie vor an gleicher Stelle ausgeführt. Der Gickel ist hiesiges Dialekt und bedeutet nichts anderes als Hahn (Gockel). Dieser wurde früher Montagsmorgens nach dem Kerbaufziehen und vor dem Eiersammeln à geklaut. Heute muss dieser aufgrund des Vorgenannten schon 2 Tage früher im Besitz der Kerbeborsch sein. Der Gickel musste als Präsent für das junge Paar herhalten, welches den G. letztendlich vollzog, wobei keinesfalls der arme Gockel geprügelt wurde, sondern mit einem Dreschflegel ein oder mehrere Tontöpfe zerschlagen werden mussten. Dies ist im Übrigen immer Aufgabe der Dame, welcher noch dazu die Augen verbunden werden, jedoch von dem Kerbevater und seinem Stellvertreter geführt wird. In der Regel erhielt ein Ex-Kerbemädchen und/oder ein Ex-Kerbeborsch, welches bzw. welcher im Laufe des Jahres geheiratet hatte (und somit nicht mehr dabei sein konnte), den Gickel. Als Gegenleistung erhielten die Kerbeborsch von dem jungen Ehepaar "Flüssiges" zum ölen der Kehlen.

Hammel, der ... (= männliches Schaf) auch Kerbehammel genannt. Ein weiterer Posten innerhalb des Kerbeumzugs mit einem Kerbeborsch als Hammelführer. Der H. muss viele Wochen vor der Kerb von einem in der Nähe befindlichem Schäfer gekauft und an das laufen an der Leine gewöhnt werden. Der hiermit betraute Kerbeborsch muss also Unterstellmöglichkeit zum einen und zum anderen Geduld mitbringen, damit der Hammel dann problemlos während des Kerbeumzugs mitlläuft. Der H. ist dann auch Hauptgewinn bei der "Hammelverlosung" im Verlauf des großen Frühschoppens mit vielen anderen attraktiven Preisen.

Ilbetritsch, der ... bzw. die Ilbetritsch (Mehrzahl). Langenhainer Ausdruck für ein besonderes Tier ähnlich dem bayrischen Woiperdinger. Der I. soll etwas größer als ein Feldhase sein, ein buschiger Schwanz sowie relativ kleine Flügel sind bei ihm obligatorisch, während ein Gehörn nicht immer vorhanden ist. Der Langenhainer I. hat jedoch eine Besonderheit: Wegen der hügeligen Landschaft gibt es zwei Unterarten, den "links- und den rechtshangigen". Beim linkshangigen I. sind die Beine auf der linken Seite verkürzt, beim rechtshangigen ist es umgekehrt. Dies einmalige Phänomen in der Tierwelt wurde ausschließlich auf der Karthaus beobachtet und hat zur Folge, dass die Langenhainer I. je nach Unterart immer nur in eine Richtung am Hang entlang laufen. Die Tiere sind sehr scheu und nicht mit einer Kamera aufzunehmen. Obwohl schon so manch Langenhainer den I. spät in der Nacht gesehen haben will, konnte seine Existenz noch nicht unwiderlegbar nachgewiesen werden. Der I. ist primär nicht mit der Langenhainer Kerb in Verbindung zu bringen, jedoch sind es besonders die Kerbeborsch gewesen, welche diesen nach so mancher Kerbeborschversammlung à gesehen haben wollen.

Juckt se dich. Beginn eines Liedtextes aus dem Jahr 1932, welcher bis in die 60er Jahre in Langenhain zu einer bekannten Melodie gesungen wurde. Diese Zote, welche von den beteiligten Musikern der "Langehooner Raubautz" genannt wurde, ist nach dem Krieg auch in den umliegenden Ortschaften gesungen worden.

Kerbeborschversammlung, die ... , gemeint sind hiermit in erster Linie die traditionellen zehn Kerbeborschversammlungen, welche dementsprechend 10 Wochen vor der Kerb beginnen und jeweils am Freitagabend an einem geschlossenen Ort abgehalten werden. Die K. dient dem Einüben von Liedern (besonders für die neu hinzugekommenen Kerbeborsch), dem Frönen des Äppelwoi's sowie der Organisation der bevorstehenden Kerb. Höhepunkt ist die letzte K. mit dem Borschen à der neuen.

Kerbegesellschaft, die ..., früher Oberbegriff für die lockere Vereinigung, d.h. ohne feste Vereinsbindung, aller Kerbemädchen und Kerbeborsch während einer Saison. Heute Name des eingetragenen Vereins (in Langenhain gegründet 1991), welcher als Organisator für die alljährliche Kerb und andere örtliche Traditionen, z.B. das Maibaumstellen, verantwortlich zeichnet. Deshalb auch sein Zweitname: "Verein zur Förderung des Brauchtums". Der Verein hat drei Organe: Die Mitglieder bzw. deren Versammlung (nicht zu Verwechseln mit der Kerbeborschversammlung à), der von den Mitgliedern gewählte Vorstand sowie die Gruppe der Kerbeborsch und Kerbemädchen, welche als aktive Mitglieder bezeichnet werden können.

Kerbevadder, der ... , hochdeutsch = Kerbevater. Absoluter Chef bei den Kerbeborsch, durch welche er in der ersten oder zweiten Kerbeborschversammlung à gewählt wurde. Ein K. muß bereits mindestens ein Jahr Kerbeborsch gewesen sein. Der K. ist Vorbild, Ansporn und finanzieller Puffer für abgebrannte Kerbeborsch, also rundherum ein treusorgender "Vadder" und wird auch so über die Kerbezeit von seinen Untergebenen genannt. Er hat die alleinige "Befehlsgewalt" über seine Kerbeborsch und Kerbemädchen.

Lose, die ..., wobei hier primär die "Hammellose" (siehe auch unter Hammel) gemeint sind, welche
an den Kerbetagen verkauft wurden und in früheren Zeiten an Nachkerb à, heutzutage während des sonntäglichen Frühschoppens gezogen wurden bzw. werden. Mit der sogenannten Hammelverlosung, der Hammel ist immer der erste Preis, wurden auch der Kerbebaum, ein Fass Bier und weitere Gewinne unter die Loskäufer gebracht. Früher kannte man auch noch die "Blummeverlosung". Hierbei wurden während des abendlichen Kerbetanzes gerollte Lose verkauft und man konnte ausschließlich Blumenstöcke gewinnen, die auf den Tischen u.a. auch als Schmuck standen.

Motivwagen, der ..., unabdingbarer Bestandteil des Kerbeumzuges, speziell von den amtierenden Kerbemädchen und Kerbeborsch aufgebaut und geschmückt. Hat in der Regel ein Motto passend zur Kerb oder es war eine Begebenheit aus dem Ortsalltag Grund genug, diese zu einem Motto zu machen. Die Langenhainer wissen dann meistens mit einem Schmunzeln im Gesicht, wer oder was hier "durch den Kakao gezogen wird".

Nachkerb, die ..., das Wochenende nach der Kerb. Die N. wurde in Langenhain bis in die 80er Jahre abgehalten. Dazu gehörte am Nachkerbe-Sonntag ein Umzug durch den Ort, welcher allerdings etwas kleiner als am Sonntag zuvor ausfiel, und der abendliche Kerbetanz in der Turnhalle sowie das Kerbbegraben am Montagabend auf der "Gänsweid" (Gemarkungsbereich rechts der Wallauer Straße gleich hinter dem Ortsausgang) mit anschließenden Ausklang wiederum in der Turnhalle. Die N. wurde zugunsten der "Hauptkerb" geopfert, weil die Akzeptanz für Veranstaltungen an zwei aufeinander folgenden Wochenenden in der Bevölkerung nicht mehr gegeben war.

Oofebank, die Ofenbank war ein beliebter Mehrzeiler, welcher in den 70er Jahren gerne, und vor allen Dingen bis zur Ermüdung, von den Kerbeborsch und Kerbemädchen lautstark von sich gegeben wurde. Seine Besonderheit lag darin, dass er ohne einen bewussten Abbruch nie zu Ende gehen mußte. Ein oder mehrere Kerbeborsch fingen ganz einfach an zu rufen:
Ei, Karl, wie? -und alle anderen stimmten mit ein-
Setz dich mol do hie.
Setz dich uff die Oofebank un erzähl mer was vom Kriech.
Es war en Dach wie heut,
es hot gereechend un geschneit,
da klopft es mit der Axt an's Fenster ..... -kurze Pause-
Ei, Karl, wie ..... -usw.-

Pfarrer, gemeint ist der Kerbepfarrer. Ein aus den Reihen der Kerbeborsch gewählter "Pfarrer", welcher für einige traditionelle Zeremonien in der Kerbezeit zuständig ist. Seine Aktivitäten sind in der Regel nicht so ernst gemeint und haben mit den Tätigkeiten gleichgenannter Personen innerhalb von Religionsgemeinschaften nur wenig zu tun. Der K. ist u.a. zuständig für das Vaddern (ähnlich dem Borschen, d.h. der Kerbevater wird eine Woche vor den neuen Kerbeborsch in sein Amt eingeführt), das Borschen à (er führt sozusagen die neuen Kerbeborsch ein) sowie das Begräbnis der Kerb, welches er mit seiner "Predigt" abrundet. Bei dieser Zeremonie ist die Öffentlichkeit zugelassen.

Quetschekuche, der Zwetschgenkuchen. Die Zwetschge als eine Unterart der Pflaume ist eine in Langenhain sehr beliebte Obstsorte, die, wenn man sie nicht gerade zu Schnaps brennen lässt, ihren Einsatz im Q. findet. Die Reifezeit kurz vor der Kerb hat die Quetsche damit neben dem Krümmel- bzw. Streuselkuchen zum favorisierten Kuchenbelag werden lassen. Früher gab es kaum einen Haushalt in Langenhain, welcher am Kerbesamstag nicht ein oder gleich mehrere Bleche Q. im Backofen hatte, von den Bäckereien ganz zu schweigen. Man erzählt sich gern Geschichten über die eine oder andere Aktion des Kuchenklauens durchs offene Zimmerfenster während der Kerbetage. Auch soll es Kerbeborsch gegeben haben, die, natürlich ohne Absicht, ihren Rausch auf einem Blech Q. ausgeschlafen haben oder, und das allerdings bei vollem Bewusstsein, einen noch nicht angeschnittenen Q. in der Turnhalle an die Wand genagelt bzw. an die Garderobe gehängt haben.

Radfahrer, heutzutage besser Radfahrerinnen. Früher ein offizielles Amt bei den Kerbeborsch. Heute besetzt durch Kerbemädchen. Siehe dazu auch unter Fahrräder.

Staffelsaufen, das ..., eine Wettkampfart der Kerbeborsch mit dem Traditionsgetränk "Äppelwoi" à. Zum S. wurden vom Kerbevadder à 2 Gruppen mit je 5 Mann bestimmt, die sich gegenüber aufzustellen hatten. Je ein Glas, gefüllt mit Äppelwoi und genau bemessen durch den Unparteiischen, wurde vor die einzelnen Beteiligten gestellt. Auf Los hatten die ersten beiden Gegenüber das Glas aufzunehmen und so schnell es geht ohne Verschütten bis auf den Grund zu leeren. Sobald das leere Glas abgestellt wurde, nahm der nächste dieser "Staffel" das Glas auf usw. Diejenige Gruppe, welche als erstes das letzte Glas abgestellt hatte, war Sieger. In der Regel wurden von solchen Wettbewerben auch die Zeiten gestoppt. Diese wurden jedoch nie dokumentiert, es soll aber Staffeln gegeben haben, die knapp unter 15 Sekunden (!) lagen.

Taunusrausch, der ..., ein Filmtitel des Jahres 1979. Dieser Film wurde unter Mitwirkung der Langenhainer Kerbeborsch und Kerbemädchen sowie unserer Hauskapelle "Rex Combo" im Auftrag der ARD gedreht und sollte aufzeigen, wie ein sich ansiedelndes Industriegebiet eine Dorfgemeinschaft zerstört. Drehort war u.a. die Marxheimer Gemarkung als zukünftiger Industriestandort. Der Film wurde am 24.02.1980 bundesweit im Abendprogramm der ARD ausgestrahlt. Was ursprünglich gerade wegen der Mitwirkung von Langenhainern als oskarverdächtig gehandelt wurde, entpuppte sich jedoch direkt nach der Sendung aufgrund regietechnischer Fehlleistungen als absoluter Flopp. Seitdem wurden weitere Rollenangebote von den Kerbemädchen und Kerbeborsch konsequent abgelehnt.

Umzug, der ..., gemeint ist der Langenhainer Kerbeumzug, wovon es bis zur Einführung der Zeltkerb à gleich mehrere in einer Saison gab. Als die Kerb noch an zwei aufeinander folgenden Wochenenden begangen wurde (siehe auch unter Nachkerb), zählte man insgesamt 5 Umzüge über die Kerbetage: Der große Umzug am Kerbesonntag, der Weckruf à montags morgens nach dem Kerbetanz, der Umzug mit Gickelschlag à am Kerbemontag, der Umzug am Nachkerbesonntag sowie der abendliche Umzug zum und wieder vom Kerbbegraben zurück in die Turnhalle. Die Umzugswege waren allerdings unterschiedlich lang, wobei der große Umzug auch die längste Wegstrecke zurückzulegen hatte. Dies waren der Start an der Turnhalle Usinger Straße in die Eppsteiner Straße und nach der Fertigstellung des kompletten Siedlungsgebietes ging man gar durch die Katzenlückstraße, Am Domherrnwald zurück in die Eppsteiner Straße. Aufgrund des Desinteresses in diesem Ortsbereich bog man einige Jahre später gleich links Zum Pfarrhag ein, weiter ging es durch die Wiesenstraße, Usinger Straße, Alt Langenhain, Martin-Luther-Straße, Wallauer Straße (an dieser Straßenecke fand und findet immer noch der Gickelschlag statt). Nun ging es rechts in die Oranienstraße, Gartenfeldstraße und seit bestehen der Zeltkerb auf dem Festplatz "Unter den Eichen" in die Sportplatzstraße. Unterwegs wurden sowohl dem Bürgermeister als auch den Gastwirtschaften jeweils ein Ständchen gebracht, was wiederum mit einem Gläschen Hochprozentigem für alle Beteiligten belohnt wurde.

Vollsuff, der ..., ein nicht immer ganz zu vermeidender Zustand während der Kerbetage. Obwohl das Feiern an Kerb nicht zum Ziel hat, dass sich die daran Beteiligten bis zum Rand betrinken müssen, bleibt eine gewisse Alkoholwirkung bei dem einen oder der anderen nicht aus. Je nach Verfassung und Konstitution erleben wir dabei die unterschiedlichsten Verhaltensweisen der Betroffenen und man kann sagen, dass sich kaum eine Person absichtlich in einen Zustand der geistigen Umnachtung und körperlichen Unkontrolliertheit begibt. Ist dies dennoch geschehen, und erfahrungsgemäß kommt so etwas ganz plötzlich, so spricht man vom Vollsuff. Eine allgemeingültige Behandlung eines/einer vom Vollsuff Betroffenen gibt es nicht, jedoch sollte die Fürsorge für eine solche Person oberstes Gebot sein. Hat man sich überzeugt, dass es ohne weitere fachliche Hilfe geht, so lässt man diese Leute ganz einfach ihren Rausch ausschlafen. Da es mit der Vorsorge nicht geklappt hat, ist die Nachsorge um so wichtiger. Hier gibt es die unterschiedlichsten Rezepte: Angefangen bei der allseits bekannten Aspirin über große Mengen von Kaffee, Wasser und frische Luft, ein kräftiges Frühstück, bis hin zur Wiedereinnahme von alkoholhaltigen Getränken nach dem Motto "Damit anfangen, womit man abends aufgehört hat".

Weckruf, der ..., ein morgendlicher Umzug kurz vor dem Hellwerden mit der Tanzkapelle, Gesang und viel Topfgeklapper. Traditionell wurde der W. , man sprach in Langenhain auch vom "Kerbaufziehen", in der Nacht von Sonntag auf Montag abgehalten und hat seinen Ursprung wahrscheinlich in den Jahren direkt nach dem Krieg, als die Mitglieder der Tanzkapelle bei Langenhainer Bürgern untergebracht waren und diese somit über die ganzen Kerbetage im Ort weilten. Später hinaus wurde es immer schwieriger, die jeweilige Musikertruppe bis früh morgens im Saal zu halten, so dass der W. zunächst immer mehr in die Nacht verlegt wurde bzw. in den 80er Jahren die Unentwegten samt den Kerbemädchen und Kerbeborsch dann ohne Musik, aber mit viel Gesang und Krach durch das Dorf gezogen sind. Nach dem Kerbaufziehen ging es zurück in die Turnhalle, wo man sich mit Kaffee und Kuchen stärkte. Alsdann brachten die Kerbeborsch ihre Mädchen nach Hause und trafen sich anschließend zum Gickelklauen (siehe Gickelschlag), Eiersammeln und anderen Späßen.

Xtratanz = Extratanz (weil uns unter X nix eingefallen ist). Gemeint sind die Extratänze im Verlauf der Kerbetage. Eine vorher angekündigte Tanzrunde ausschließlich für die Kerbemädchen und Kerbeborsch. Den übrigen Gästen, welche hierbei nicht auf der Tanzfläche erwünscht waren, wird dabei eine Mischung aus Tanz, Gesang und Show geboten.

Ybelkeit = Übelkeit (ähnlich wie die Wortfindung zu X). Zwischenzeitlicher Zustand nach meist unkontrolliertem Zuführen von alkoholischen Getränken. Aber auch Speisen sollen schon der Grund für "Magenreizreaktionen" bei Kerbeborsch und Kerbemädchen gewesen sein. Die Ü. legte sich meist schnell nach erfolgter Entlastung und der Beteiligung an eiligst dafür vom Kerbevater angeordneten "Trinkrunden".

Zeltkerb, die ..., eine Unterscheidungsmöglichkeit zu den früher üblichen Kerbeveranstaltungen in Sälen, Turnhallen oder anderen dauerhaft errichteten Gebäuden. Demgegenüber stehen die sogenannten "fliegenden Bauten", welche i.d.R. nur für die eine Veranstaltung aufgebaut werden (Festzelte). Eine Kerb im Festzelt ist flexibler zu planen und auch auszurichten. Sie ist meist besser besucht als eine Saalkerb und bezüglich der dadurch entstehenden Stimmung auch höher zu bewerten. Eine Z. ist natürlich auch etwas witterungsabhängiger und sollte nicht als Maß aller Dinge herangezogen werden. Entscheidend sollte nach wie vor sein, dass die Kerb überhaupt in Langenhain und den vielen anderen Ortschaften stattfindet.

 


Die Texte stammen aus der Festschrift "250 Jahre Kirchweih" unter Mitwirkung von: Silke Kattin, Christiane Kunze, Roland Müller, Marcus Schleunes, Christof Schuhmacher und Wolfgang (Schubi) Schuster. Des weiteren bedanken wir uns für die Bildabzüge bei Roland Schaub sowie bei allen, die uns freundlicherweise mit Bildmaterial versorgt haben.